Mit einem Prototyp wollen wir es Banken und Sparkassen ermöglichen, auch beim Bitcoin-Handel die Kundenbeziehung zu erhalten. Im Interview erklärt Sascha Dölker das technologische Zielbild.
Die Blockchain eröffnet der Finanzbranche neue Möglichkeiten. Der Handel von Bitcoin ist der bislang wohl prominenteste Anwendungsfall dieser Technologie. Derzeit steht der Bitcoin-Kurs unter Druck, doch die erste unter den Kryptowährungen hat bereits so viel Kapital und Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie keine andere.
Unter Privatanlegerinnen und -anlegern sind Kauf und Verkauf jedoch mit Hürden verbunden, denn Banken und Sparkassen bieten bislang kein eigenes Handelsangebot. Nur vereinzelt gibt es Partnermodelle mit Dienstleistern, an die Investorinnen und Investoren vermittelt werden. Das Problem: Die Kundenbeziehung geht verloren.
Deshalb arbeitet eines unserer Projektteams seit vergangenem Jahr am Aufbau eines Prototyps für den Handel und die Aufbewahrung von Bitcoin. Was er zum Start leistet und wie er ausgebaut werden kann, erklärt der Leiter unseres Digitalisierungsmanagements Sascha Dölker.
Herr Dölker, wie weit ist die Entwicklung des Prototyps?
Wir sind im Plan und wollen es im Rahmen des Pilotprojekts im vierten Quartal dieses Jahres möglich machen, Bitcoin zu handeln und zu halten. Sobald diese Lösung steht, können auch unsere Kundeninstitute davon Gebrauch machen und sie in ihr Leistungsportfolio einbinden.
Wie sieht das Zielbild für den Prototyp konkret aus?
Kryptowährungen sind keine Finanzprodukte im Sinne des deutschen Wertpapierhandelsgesetzes. Sie werden nicht in einem Depot verwahrt. Es wird daher ein Krypto-Konto geben, das direkt mit dem Girokonto verbunden ist. Privatanlegerinnen und Privatanleger können direkt vom Girokonto in Bitcoin investieren, müssen ihr Geld also nicht auf ein anderes Konto überweisen, wie es bisher meist üblich ist (Pre-Funding). Dadurch erhalten und stärken Banken und Sparkassen ihre direkte Kundenbeziehung.
Ist das Krypto-Konto, von dem Sie sprechen, eine Wallet?
Nein. Der Unterschied besteht darin, dass Bitcoin nicht auf einen Anbieter außerhalb der Hausbank übertragen werden können. Wenn Privatanleger mit unserem Prototyp also Bitcoin verkaufen wollen, wird ihnen der Betrag in Euro auf das Girokonto gutgeschrieben.
Der Privatanleger erhält demnach keine Private Keys für sein Krypto-Konto?
Ja, das ist korrekt.
Welche Rolle nimmt die dwpbank im Prozess für Handel und das Halten von Bitcoin genau ein?
Wir ermöglichen es unseren Kundeninstituten, Geschäfte über die bestehende dwpbank-Infrastruktur abzuwickeln. Das ist ein großer Vorteil gegenüber alternativen Lösungen, die neu gebaut werden müssen. Wir nutzen die bestehende Schnittstelle zu unserer Wertpapierplattform WP2, über die auch die klassischen Wertpapiergeschäfte unserer Kundeninstitute abgewickelt werden. Krypto-Orders gehen also auf diesem Weg bei uns ein, wir werden sie dann in Zusammenarbeit mit spezialisierten, regulierten Partnern weiterverarbeiten.
Wird sich die dwpbank direkt an eine Kryptobörse anbinden?
Nein, diesen Teil übernehmen die Partner, mit denen wir zusammenarbeiten.
Wird es in Ihrem Modell auch eine Sparplanfunktion geben?
Wir fokussieren uns zu Beginn auf das Kaufen, Halten und Verkaufen von Bitcoin. Eine Sparplanfunktion wäre eine mögliche Ausbaustufe, die wir im Blick haben und abhängig von der Nachfrage unserer Kundeninstitute realisieren.
Und wie sieht es mit dem Handel weiterer Kryptowährungen aus?
Auch diese Möglichkeit hatten wir schon beim Start des Projekts im Auge. Es verhält sich wie bei der Sparplanfunktion: Unsere Kunden entscheiden im Wesentlichen darüber, wie es mit dem Prototyp weitergeht.