Das neue Software-Release-Verfahren der dwpbank erfüllt die wachsenden Anforderungen von Regulatoren und Kunden, schont Ressourcen und minimiert Risiken, berichten Dr. Thilo Müller und Stephan Junker.
Regulatorische Anforderungen, ein sich immer schneller wandelnder Kapitalmarkt und nicht zuletzt steigende Erwartungen von Anlegerinnen und Anlegern machen es für Banken und Sparkassen essenziell, ihre Produkte und Services kontinuierlich weiterzuentwickeln und anzupassen. Denn Kunden zu gewinnen und zu binden gelingt besser, wenn Institute eine hervorragende Customer Experience, Produktvielfalt und Qualität bieten können. Eine schnelle und flexible Markteinführung (Time-to-Market) wird zum Wettbewerbsvorteil. Stabile IT-Infrastruktur und hochqualitative Softwareentwicklung tragen hier maßgeblich zum Erfolg bei.
Da unsere Kunden mit ihren Herausforderungen und ihrem Geschäftserfolg im Wertpapiergeschäft für uns stets im Mittelpunkt stehen, ist ein effizientes Release-Management für uns bei der dwpbank von elementarer Bedeutung. Denn nur so bleiben wir für unsere Kundeninstitute erste Wahl für Wertpapierservice und können den Handel, die Abwicklung und Verwahrung von traditionellen und zunehmend digitalen Wertpapieren auf höchstem Niveau und entsprechend der Kunden- und Marktanforderungen mit der geforderten Stabilität, Performance und Schnelligkeit erbringen. Das gilt nicht zuletzt auch für weitere Wertpapierservices, klassische Back- und Middle-Office-Aufgaben.
Wie die meisten Unternehmen im Finanzsektor haben wir unsere Software-Updates bisher mit drei großen Release-Terminen pro Jahr umgesetzt. Mit zunehmender Komplexität stieg die Anzahl der Einzelvorhaben pro Release jedoch stetig, was zu langen Vorlaufzeiten, zu vielen Beteiligten und Abhängigkeiten zwischen den Vorhaben führte. Zeigte der Entwicklungsprozess qualitative Schwächen, war ein Zurück im anstehenden Release nur schwer möglich.
Kurz gesagt: Der Prozess war zu restriktiv, zu komplex und zu statisch für die Anforderungen eines dynamischen Umfelds und einer agilen Softwareentwicklung.
Deshalb haben wir unser Verfahren grundlegend erneuert. Das Ziel war ein optimierter und weitestgehend automatisierter Prozess, der
- die regulatorischen Anforderungen wie die BAIT (Bankaufsichtlichen Anforderungen an die IT) und den DORA (Digital Operational Resilience Act) erfüllt,
- die agile Transformation der dwpbank unterstützt,
- die Qualität, Ausfallsicherheit und Kundenzufriedenheit verbessert sowie der Weiterentwicklung unserer Großrechner-Plattform (Mainframe) hin zu einer Cloud-Lösung auf Basis von Microservices Rechnung trägt.
Iterativ und gemeinsam zum schlanken Release-Management-Prozess
Eine wichtige Voraussetzung für das neue Verfahren hatten wir zunächst mit der Einführung eines agilen Sprint-Release-Verfahrens für die neue Microservice-Plattform geschaffen. Es ergänzte das Standard-Release-Verfahren der dwpbank, um die Anforderungen aus der agilen Welt zu erfüllen. Darauf aufbauend haben wir parallel an einem neuen einheitlichen, schlanken und standardisierten Release-Management-Prozess gearbeitet.
Diese nachhaltigen Prozessverbesserungen setzen voraus, dass der Wandel von allen Beteiligten mitgetragen und gestaltet wird. Daher haben wir die Einführung des neuen Release-Management-Prozesses nicht als Projekt durchgeführt, sondern im ständigen Austausch mit den Prozessbeteiligten aus IT, Development, Fachabteilungen und den Kundenmanagern entwickelt und in einer Pilotphase eingeführt. So konnten wir Besonderheiten der klassischen Mainframe-Entwicklung iterativ in das neue agile Verfahren integrieren und überprüfen.
Die Teams und alle verantwortlichen Fachabteilungen waren Teil der Entwicklung und konnten ihre Ideen und Anforderungen einbringen – ein Schlüssel für die gelungene Einführung des Prozesses.
Nach zwei Jahren verlief die endgültige Umstellung auf den neuen Standardprozess schließlich für alle Beteiligten reibungslos.
Die Vorteile des neuen Releasemanagements auf einen Blick
Autarke Themenpakete als Game-Changer
Unser neues Release-Management-Verfahren wurzelt in der agilen Welt und in der Prozessoptimierung nach ITIL4, einem international anerkannten Leitfaden für das IT-Service-Management. Dieses Framework unterstützt Kunden dabei, ihre Ziele zu erreichen, ohne selbst Kosten und Risiken tragen zu müssen. Zugleich berücksichtigt das neue Release-Verfahren alle aktuell eingesetzten Technologien und Methoden zur Anwendungsentwicklung (Technologie-Stacks), wie den Mainframe (Großrechner), die dezentrale und die Microservice-basierte Plattform der dwpbank.
Das Release-Management ist ein wesentlicher Bestandteil eines modernen Produktlebenszyklus. Es stellt sicher, dass Software-Updates in Form von Releases geplant, terminiert und kontrolliert werden. Entwicklungsteams, Qualitätssicherungsteams, Projektmanagern und Stakeholdern arbeiten hier zusammen, damit Software-Änderungen pünktlich und reibungslos für die Anwender zur Verfügung stehen. Ein Release-Manager kümmert sich um mögliche Änderungen in der Softwareentwicklung, in Test- und Bereitstellungsprozessen. Die Releases erfolgen in festgelegten Intervallen.
Verschlankter und transparenter Prozess
Die wichtigsten Schritte des neuen Release-Management-Prozesses sind:
Dieses Vorgehen ist ein Game-Changer, weil wir damit die intransparenten Abhängigkeiten der Vergangenheit überwinden. Unsere hochkomplexe Wertpapierplattform und die Umstellung auf eine hybride IT-Landschaft haben die Größe der Themenpakete und die Anzahl der Verantwortlichen immer weiter erhöht. Die kleineren Pakete können jetzt effektiver bearbeitet und verantwortet werden. Die Pakete lassen sich damit in höherer Qualität einführen.
Das neue Release-Verfahren hat sich seit der Einführung im August 2023 uneingeschränkt bewährt. Der Prozess ist sehr performant und spürbar schlanker, transparenter und verbindlicher. Die notwendigen Anpassungen nach einem Release konnten um rund 80 Prozent reduziert werden. Oft sind im Nachgang gar keine Eingriffe mehr nötig.
Dieser positive Effekt zeigt sich insbesondere in der Gesamtzahl der Software-Installationen in der dwpbank. Seit Beginn des Pilotprojekts ist die Zahl der kurzfristigen Einzelchanges außerhalb des neuen standardisierten Releases sukzessive zurückgegangen, da viele dieser Themen heute in das Release-Verfahren integriert werden können. Dank der fachlichen und technischen Aufteilung und der parallelen Umsetzung der (Kunden-)Anforderungen bleiben die neuen Releases dennoch gut handhabbar. Zukünftig könnte der Prozess auch für komplexe Themen zum Einsatz kommen, etwa für umfangreiche Anpassungen des Frameworks oder Massenschnittstellen. Diese setzen wir aktuell noch im Rahmen von Sonderchanges um.
Das neue Release-Verfahren stellt damit keinen Schlusspunkt dar, sondern einen wichtigen Zwischenschritt bei der Optimierung unserer IT-Prozesse und der agilen Transformation der dwpbank dar.
Für unsere Kunden und Partner haben wir damit einen signifikanten Mehrwert durch eine verbesserte Reaktionsfähigkeit und kundenorientierte Time-to-Market geschaffen. Die Erkenntnisse aus diesem Prozess fließen nun in die Verbesserung unseres übergeordneten IT-Changemanagements ein.
Zur Person
IT-Finanzmagazin
IT-Praxis: Wie sich die dwpbank mit einem agilen Release-Management für die hybride Welt rüstet
Hybride Infrastrukturen und wachsende Anforderungen von Regulatoren und Kunden zwingen Finanzinstitute, die Effizienz ihrer Software-Releases zu verbessern. Vor diesem Hintergrund hat die dwpbank ein agiles und deutlich verschlanktes Release-Verfahren entwickelt.