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Im Dialog: Strategien für die Zeitenwende  

ca. 4 Minuten

Beim Executive Summit 2022 trafen Top-Referenten und hochkarätige Panels auf ein interessiertes Fachpublikum. Den Anfang machte eine lebhafte Diskussion über die Zukunft der Aktienmärkte.

„Man merkt ja erst, was man nicht hatte, wenn man es wieder hat“ – die Begeisterung stand Dr. Heiko Beck ins Gesicht geschrieben. Groß war die Freude darüber, dass die dwpbank nach langer Pause am 28. September wieder zu einer hochkarätig besetzten Veranstaltung einladen konnte. Und, dass das neue Format Executive Summit glänzend ankam, mit spannenden Fachbeiträgen und Panels, aber auch mit vielen Gelegenheiten zum Dialog für die Vortragenden, die Panelisten und rund 80 geladene Gäste. „Der persönliche Austausch heute auf der Konferenz war unschätzbar wertvoll“, so der Vorstandsvorsitzende der dwpbank. „Diesen Dialog zu ermöglichen war unser Hauptziel.“

„Der persönliche Austausch heute auf der Konferenz war unschätzbar wertvoll. Diesen Dialog zu ermöglichen war unser Hauptziel.“

Fokus auf Märkte, Regulierung, Digitalisierung

Den inhaltlichen Rahmen des Executive Summit bildeten zunächst vier Panels mit Fachexperten, auf denen die Zukunft des Wertpapiergeschäfts lebhaft diskutiert wurde. Das Panel „Zeitenwende für die Aktienmärkte?“ beschäftigte sich mit den Folgen globaler Entwicklungen für Unternehmen und Kapitalmärkte. „Wie kann eine zielgerichtete Regulatorik gelingen?“ fragte die zweite Expertenrunde und erörterte die regulatorischen Aspekte von Innovation und Globalisierung. „Quo vadis Wertpapiergeschäft?“ lautete die Leitfrage des nächsten Panels zum Thema Zinswende, abgeschwächte Konjunktur und Digitalisierung. Schließlich gab das Panel „Sind digitale Assets gekommen, um zu bleiben?“ einen Ausblick auf die mögliche Zukunft der Investition in digitale Vermögenswerte.

Den Abschluss des Tages bildete die Keynote „Innovation und Digitalisierung“ von Prof. Dr. Joachim Wuermeling, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Schon am Vorabend hatte Jens Hachmeister, Managing Director der Deutsche Börse Group, mit einer Keynote zum Thema „Digitale Marktinfrastruktur“ die Veranstaltung eingeleitet.

Panel Aktienmärkte: von der Krise zur Chance?

„Kein neuer Tag ohne eine neue Krise“: Mit dieser pointierten Beschreibung der wirtschaftlichen Großwetterlage begann Moderatorin Sabrina Marggraf das erste Panel zum Zustand der Aktienmärkte und löste eine engagierte Diskussion aus. „Wir sind nach 30 Jahren, in denen alles in die richtige Richtung lief, zurück in der Realität“, konstatierte Jörg de Vries-Hippen, CIO Equity Europe von Allianz Global Investors. „Man kann es Zeitenwende nennen oder einfach sagen, der Markt ist zurück, es passiert wieder etwas.“

Prof. Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa, sieht derzeit Anzeichen einer Währungskrise: „Eine Zusammenballung von Faktoren spricht dafür, dass das, was vor uns liegt, anders ist als die Krisen der Vergangenheit. Es wachsen die Zweifel an der Werthaltigkeit unseres Geldes, das ist neu.“ Er habe „wenig Hoffnung, dass man die Inflation im Euroraum herunterbringen wird.“

Dr. Frank Engels, Mitglied des Vorstands der Union Investment, macht besondere Risiken in der Kombination aus negativer Leistungsbilanz und Kapitalbilanz in Europa aus. „Wir wickeln die Globalisierung ein Stück weit ab“, so Dr. Engels. „Ausländische Investoren investieren nicht mehr in der Hoch-Energiepreis-Region Europa.“ Seiner Einschätzung nach könnte der Euroraum etwa 1,5 Prozentpunkte Wachstum durch die Verlagerung der Produktion in andere Länder verlieren.

Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, definiert die aktuelle Situation durch drei Regimewechsel: die Abkehr von geld- und fiskalpolitischen Impulsen und der Entzug von Marktliquidität, ein schwächeres Wachstum in den großen Blöcken USA, Europa und China sowie die Neudefinition von Wertschöpfungsketten. „Insgesamt sehe ich eine große Gefahr, dass wir in eine globale Rezession hineinlaufen“, so Roemheld.

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Executive Summit 2022

Die Weltwirtschaft befindet sich im Wandel. Welche Folgen haben Inflation, Krieg und Fachkräft­emangel auf die Finanzbranche?

Gute Zeiten für aktives Management

Welche Folgen hat das Krisenszenario für Aktienanleger? „Internationalisierung war noch nie so wichtig“, betonte Dr. Frank Engels. „Wir suchen Chancen dort, wo die Unternehmen hingehen und profitabel wirtschaften.“ Auf Sektorebene werde man sich öffnen müssen für Value-Sektoren wie Energie, die jahrelang kaum beachtet worden seien. Es gelte, den Index aufzubrechen und Sektoren und Unternehmensmodelle zu finden, die von der Zeitenwende profitieren. Jörg de Vries-Hippen erwartet, dass die Aktienkurse nochmals um etwa zehn Prozent fallen könnten: „Alle Assets waren aufgebläht bis zum Platzen, das hat ein Ende.“ Aktive Fondsmanager hätten jetzt die Chance, sich hervorzutun, so der Allianz-Experte.

Prof. Dr. Thorsten Polleit hält einen weiteren Rückgang der großen Indizes um zehn bis 20 Prozent für plausibel. Unternehmen seien jedoch in der Lage, sich auf Veränderungen einzustellen, „deshalb bin ich für den Aktienmarkt langfristig positiv gestimmt.“ Laut Carsten Roemheld durchlaufen die Aktienmärkte eine Bodenbildung. Er sieht sehr gute Chancen für Anleger mit einem Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren und erklärte: „Wenn sich die Spreu vom Weizen trennt, ist aktives Management das Maß aller Dinge.“

Mit diesem Panel war die Basis für weitere Diskussionen über die Zukunft der Wertpapieranlage auf dem Executive Summit gelegt. Dr. Heiko Beck betonte in seinem Fazit das Nachdenken über künftige Herausforderungen jenseits des Tagesgeschäfts: „Wir müssen uns aktuell vielen Themen widmen, aber wenn wir in fünf Jahren noch ein erfolgreiches Wertpapiergeschäft haben wollen, egal ob klassisch oder digital, dann müssen wir auch an Themen wie zum Beispiel digitale Assets und Cloud arbeiten. Und das ist doch eine tolle Sache.“

Zu den Personen

Jörg de Vries-Hippen ist CIO Equity Europe bei Allianz Global Investors und verantwortlich für die Equity Portfolio Management Aktivitäten in Frankfurt, Paris und London. Prof. Dr. Thorsten Polleit ist seit April 2012 Chefvolkswirt der Degussa, Europas größtem Edelmetallhandelshaus. Dr. Frank Engels ist seit Juli 2022 Mitglied des Vorstands der Union Asset Management Holding AG und verantwortet das Portfoliomanagement für Wertpapiere. Carsten Roemheld ist seit 2014 Kapitalmarktstratege bei Fidelity International.

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